Europa als multimediales Erlebnis

, von  Jan Meiser, Katja Michel, Noëlle Cremer

Europa als multimediales Erlebnis
Europa zum Anfassen: Die Ausstellung bereitet komplexe Inhalte ansprechend auf Foto: Noelle Cremer (© „Erlebnis Europa - Exhibition Design: ATELIER BRÜCKNER“), zur Verfügung gestellt für treffpunkteuropa.de

Seit Mitte Mai öffnet die Ausstellung „Erlebnis Europa“ am Brandenburger Tor Besucher*innen täglich ihre Türen. Im Rahmen des ersten treffpunkteuropa-Medienseminars haben sich Seminarteilnehmer*innen einen Eindruck davon gemacht.

Blaue Europaflaggen begrüßen uns bereits von der Straße aus. Als wir durch die Tür treten, erwartet uns ein großer, offener Raum. Er ist freundlich gestaltet in den Farben blau, grün und gelb. Sie erinnern an Europa, Hoffnung und die Sonne, aber auch an die Vielfalt der Europäischen Union. Wir befinden uns mitten in Berlin, in der Ausstellung „Erlebnis Europa“, direkt neben dem Brandenburger Tor. Hier versuchen Europäisches Parlament und Europäische Kommission den Bürger*innen ihre Entscheidungsträger*innen näher zu bringen und ihnen auf lebendige Art und Weise die europäische Politik zu vermitteln.

Schon als wir über die Türschwelle treten, begrüßt uns eine freundliche Mitarbeiterin, die uns zunächst das 360° Kino, das Herzstück der Ausstellung, ans Herz legt. Es bietet über 30 Zuschauer*innen Platz und präsentiert alle 15 Minuten einen Film zur Arbeitsweise des Europäischen Parlaments. Hier werden wir durch die Raumgestaltung selbst Teil des Parlaments und können den Gesetzgebungsprozess Schritt für Schritt mitverfolgen.

Zunächst gibt uns der Parlamentspräsident Martin Schulz eine Einführung. Er sieht das Parlament als Anwalt der europäischen Bürger*innen, da es die Verbesserung der Lebensqualität der Einwohner*innen Europas zum Ziel hat. Hierbei wird nicht nur von europäischer Vielfalt gesprochen, sondern sie auch live erlebbar gemacht: über Kopfhörer wird allen Besucher*innen die Möglichkeit geboten, auf ihrer bevorzugten EU-Amtssprache dem Film zu folgen. Auch das Publikum an diesem Samstagmorgen spiegelt dieses Leitbild wieder: Von kleinen Kindern bis zu älteren Leuten sind alle Altersgruppen vertreten. Viele sitzen gespannt mit den bereitgestellten Kopfhörern am Ohr im Panoramakino und folgen aufmerksam den verschiedenen Stufen des Gesetzgebungsprozesses auf europäischer Ebene. Anschließend sind auch noch einzelne Erfolge europäischer Politik, wie das Meistern der Finanzkrise oder das Heben der Schutzrichtlinien für Verbraucher*innen Teil der Vorstellung. Wer jedoch nach Kritik an vergangenen EU-Politiken oder am Institutionsgefüge sucht, wird im 360° Kino nicht fündig werden. Ähnlich sieht es auch im Rest der Ausstellung aus, die sich ebenfalls eher mit einer informativen Darstellung der Vielfalt der Europäischen Union beschäftigt, als mit konkreter Kritik oder Verbesserungsvorschlägen.

An vielen interaktiven Ständen können wir einen tiefergehenden Einblick in die Themenfelder der Europäischen Integration erhalten. Durch einfach zu bedienende Touchscreens und eine übersichtliche Gestaltung der Stände, die ebenfalls fast alle auf 24 Sprachen verfügbar sind, wird sichergestellt, dass jede*r Besucher*in eine Vielfalt von neuen Eindrücken mitnehmen kann. Der Bereich „So funktioniert Europa“ klärt beispielsweise darüber auf, welche Dienste die EU den Bürger*innen bereitstellt. Wir erfahren außerdem, welche Kompetenzen die verschiedenen Institutionen besitzen. Allerdings sind hier nur Europäisches Parlament, Europäische Kommission und Rat der Europäischen Union vorgestellt; vom Europäischen Rat fehlt jede Spur. Leider wird hierdurch kein komplettes Bild des europäischen Institutionengefüges vermittelt. Das ist schade, da der Europäische Rat als Leitliniengeber der europäischen Politik fungiert und somit eine wichtige Position einnimmt.

Innerhalb des Themengebiets „Meilensteine“ erhalten wir einen Einblick in die Geschichte der Europäischen Kommission. Hier werden die Initiativen und Erfolge der Kommissionspräsidenten vorgestellt. Parallel hierzu kann man in Informationskästchen erfahren, welche zentralen integrationspolitischen Maßnahmen in der Amtszeit des jeweiligen Kommissionspräsidenten stattfanden. Gleichzeitig finden wir an verschiedenen Stellen Puzzle und kleine Quiz, die die Vielzahl an Fakten und Informationen auflockern.

Es werden jedoch nicht nur die Lebensrealitäten einzelner Bürger*innen Europas aufgegriffen, sondern auch erstmals reale Probleme und Ängste der Menschen angesprochen. Wer durch die Ausstellung dazu angeregt wird, selber mehr über die Europäische Union zu erfahren oder Fragen oder Kritik zu äußern, kann sich an einem eigenen Stand direkt an die zuständige Person im europäischen Parlament per Mail wenden. Anhand einer Landkarte mit europäischen Städten können die Besucher*innen erfahren, welche Projekte die EU vor Ort unterstützt. So wurde zum Beispiel das Solidarnosc-Museum in Gdansk mit einem Europäischen Kultursigel, das es als besonders historisch wertvollen Ort in der Europäischen Union kennzeichnet, ausgezeichnet.

Als ein kleines persönliches Stück Europa zum Mitnehmen hatten wir zum Schluss die Gelegenheit, ein Foto vor der EU-Fahne schießen zu lassen. Wir verlassen die Ausstellung mit vielen neuen Eindrücken und sind nachhaltig fasziniert, wie anschaulich und prägnant „Erlebnis Europa“ die vielen, teilweise doch trockenen Informationen, den Menschen näherbringt. Insbesondere von den Ständen mit Touchscreens sind wir begeistert. Leider kamen für uns die aktuellen Herausforderungen im Integrationsprozess etwas zu kurz. Als ersten Einstieg in die Thematik Europäische Union ist die Ausstellung dennoch auf jeden Fall einen Besuch wert, gerade auch für junge Menschen.

Ihr Kommentar
Vorgeschaltete Moderation

Achtung, Ihre Nachricht wird erst nach vorheriger Prüfung freigegeben.

Wer sind Sie?

Um Ihren Avatar hier anzeigen zu lassen, registrieren Sie sich erst hier gravatar.com (kostenlos und einfach). Vergessen Sie nicht, hier Ihre E-Mail-Adresse einzutragen.

Hinterlassen Sie Ihren Kommentar hier.

Dieses Feld akzeptiert SPIP-Abkürzungen {{gras}} {italique} -*liste [texte->url] <quote> <code> et le code HTML <q> <del> <ins>. Absätze anlegen mit Leerzeilen.

Kommentare verfolgen: RSS 2.0 | Atom