Das Europäische Jugendforum feiert seine Freiwilligen

Tanzen im Herzen Europas – ob nun politisch oder nicht

, von  Niklas Kramer

Das Europäische Jugendforum feiert seine Freiwilligen
Eine europäische Freiwillige vor dem Parlament in Brüssel © European Youth Forum

Am Sonntag ist der 2. Europäische Jugendkonvent zur Freiwilligenarbeit zu Ende gegangen. Jugendliche aus ganz Europa kamen vier Tage in Brüssel zusammen, um sich über ihre Organisationen, ihre Projekte und ehrenamtlichen Aktivitäten auszutauschen. Auch wurde kräftig gefeiert: Schließlich galt es jenen zu danken, deren tagtägliches Engagement für die europäische Gesellschaft so unerlässlich ist. Der politische Austausch auf der Veranstaltung war jedoch eher symbolisch. Vor allem die Jugendorganisationen der europäischen Parteien waren nicht stark vertreten.

Ausgebucht sind die Jugendherbergen in und um Brüssel. In einem Kraftakt holt das europäische Jugendforum 400 junge Menschen nach Brüssel. Sponsoren, Partnerorganisationen, ein breites Programm und Werbung. Alles musste im Voraus auf die Beine gestellt werden. Bereits von Mittwoch an können die Jugendlichen anreisen. Die meisten trudeln jedoch einen Tag später ein. Zur Eröffnungszeremonie kommen unter anderem die Vizepräsidentin des Europaparlamentes, Isabelle Durant, und die belgische Prinzessin Mathilde. Der für Brüssel typische Regen kann der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Eine Stunde später beginnt eine Latinoband auf der Bühne auf dem Platz vor dem Europaparlament einzuheizen: Der zweite Europäische Jugendkonvent kann beginnen.

Den Jugendlichen in Europa eine Stimme geben

Das europäische Jugendforum, welches 1996 unabhängig gegründet wurde, will den Jugendlichen und ihren Verbänden in Europa eine Stimme geben. Mitgliederorganisationen sind nach eigenen Angaben knapp über 90 nationale Jugendräte und NGOs. Vorsitzender ist der ehemalige JEF-Europa Generalsekretär und Vize-Präsident Peter Matjašič. „Wir wollen die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen und ihre gesellschaftliche Mitsprache in der EU fördern.“, sagt der Slowene, der über sieben Sprachen spricht. Neben der Öffentlichkeitsarbeit will man die viertägige Veranstaltung nutzen, um an die Debatte um eine Europäischen Charta für die Rechte und Kompetenzen von Freiwilligen [1] voranzutreiben. Deren Annahme soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Man muss viel reisen und Zeit aufwenden

Als Austauschplattform dient die nächsten Tage eine provisorische Zeltstadt, die auf dem Areal vor dem Spinelli- Gebäude des Europäischen Parlamentes aufgebaut ist. Namen wie AEGEE, OBESSU, EYCE, ESN oder Youth on the Move klingen hier ganz normal. Die Teilnehmer laufen vorüber und reden über ihre Projekte und Erfahrungen. Nebenbei werden in den Zelten spontane Workshops abgehalten. Es geht um bildungspolitische Projekte, Eventmanagement und vieles mehr. Die Jugendlichen sind alle sehr erfahren und selbstbewusst. Sie sprechen mehrere Sprachen. Das Reisen durch mehrere Länder ist für sie Alltag. Einer von Ihnen ist Hreiðar Már Árnason, der im Vorstand des Dachverbandes für europäische Schülervertretungen sitzt. Der charismatische Isländer spricht perfektes Englisch und reist regelmäßig von Reykjavík bis nach Barcelona. „Man muss viel Zeit aufwenden. Dafür macht es Spaß sich in einem europäischen Umfeld für eine gute Sache einzusetzen.“, lacht er.

Die Jugendorganisationen der europäischen Parteien hätten stärker auftreten müssen!

Für die Jugendorganisationen der politischen Parteien wird am Freitag eine Konferenz abgehalten. „Garantiert Freiwilligenarbeit in jugendparteilichen Organisationen die Zukunft der europäischen Demokratie?“, so lautet die einleitende Frage. Das Ehrenamt wird in den folgenden Paneldiskussionen durchweg als sehr positiv bewertet. Die Teilnehmer wählen dabei einen weiten Politikbegriff: „Es gibt eigentlich keine unpolitische Partizipation. Viele die sich für eine Sache einsetzen, sei es nun in einer Partei oder in einer NGO, tragen eigentliche eine politische Aussage“, sagt etwa Giuseppe Porcaro, der Generalsekretär des Jugendforums. Wenigstens macht sich da Johan Büser, Vorstandsmitglied der Jungen Europäischen Sozialisten (ECOSY), für den jugendlichen Arm der Parteien stark: „In ihrer Rolle als meinungsbildende und formende Kraft darf man sie nicht unterschätzen.“ Insgesamt ist der Dialog aber sehr offen und konsensgetragen. Schwierig ist für die meisten Publikumsteilnehmer auch ihre politischen Gedanken ins Englische zu fassen. Dass der politische Diskurs auf europäischer Ebene noch verbesserungsfähig ist, sieht man auch etwa daran, dass auf draußen auf dem Zeltplatz keine einzige politische Jugendorganisation vertreten ist und ihre Forderungen vorstellt. Nur die JEF als nichtparteiliche, aber zumindest politische Jugendorganisation, hat am Samstag einen eigenen Stand. Dass kurz vor dem Ende auf dem Podium noch ein kleiner Streit zwischen Philippe de Backer, einem jungen MEP der Allianz der Liberaldemokraten und Kasia Penny, der Präsidentin von ECOSY über den Sinn staatlicher Förderung der Freiwilligenarbeit ausbricht, wirkt dann eher halbherzig.

Tanzen im Herz der europäischen Demokratie

Am Abend wird dann wieder kräftig gefeiert. Der DJ von Hot-Ship legt mitten auf dem Place de Luxembourg auf. Das Pult ist oben auf einem Vorbau des alten den Platz prägenden Bahnhofsgebäudes angebracht. Eine gigantische Lichtershow untermalt den Tanz der jungen Menschen. Der Puls Europas Jugend schlägt nun einmal zu elektronischen Beats. Bei der Abschlusskundgebung am Samstag überreicht Peter Matjašič dem Bürgermeister des Stadtteiles symbolisch einen Schlüssel: Auf dass all die jugendlichen Freiwilligen weiter im Herzen der europäischen Demokratie tanzen können!

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