Gemeinsamkeiten erleben
In den bekanntesten Kulturzentren Europas handeln wir in einer gemeinsamen Währung, Informationen und Touren zu den Sehenswürdigkeiten werden in der Landessprache, aber auch auf Spanisch, Italienisch, Englisch und Deutsch angeboten. Mehr noch, im Tourismus kann die europäische Einigkeit konkret gelebt werden. Menschen aus allen Ländern Europas treffen wir an den Sehenswürdigkeiten einer Stadt oder einer Region. Wir teilen unsere Neugier, unsere Begeisterung und Interessen für die historischen und kulturellen Schätze Europas. Wie einfach es in solchen Situationen doch ist, in Kontakt mit anderen Europäern zu treten und sich miteinander auszutauschen. In diesen Momenten erleben wir unsere kulturellen Gemeinsamkeiten hautnah, fühlen Europa und formen unsere europäische Identität.
Die Kleinstadt Opole in Polen hat knapp 120 000 Einwohner. Trotz ihrer Größe entdeckt man hier Europa an jeder zweiten Ecke: das Zollamt, das auf Polnisch, Deutsch und Englisch ausgeschildert ist, die europäischen Flaggen an Verwaltungsgebäuden, die durch europäische Fördermittel finanzierten Restaurierungsmassnahmen an der Franziskanerkirche, das Schild in der Innenstadt, welches die Distanz zu den Partnerstädten von Opole angibt.
Durch Unterschiede miteinander verbunden
In Europa sind wir auf unterschiedlichen Wegen miteinander verbunden, unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart sind von gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt. Jedes europäische Land hat von einer direkten oder indirekten Einflussnahme durch einen Nachbarstaat profitiert, Erfahrungen verarbeitet und sich weiter entwickelt. Gleichermaßen haben sich unsere Kulturen durch regionale Eigenheiten spezialisiert, um zu einer einzigartigen und besonderen Identität eines Landes zu werden.
Die Länder Europas sind durch ihre Unterschiede miteinander verbunden. Gesellschaftlich wirkt sich das in der Form einer europäischen Kultur aus: Binationale Familien und Jugendliche, die den Sommer in den Kulturzentren Europas verbringen, während andere durch das Erasmusprogramm an ausländischen Universitäten studieren. Mittlerweile gehört Internationalität zum europäischen Standard. Für mich ein weiterer Grund, Stolz auf Europa zu sein. Wer offen für die Gemeinschaft ist und sie neugierig erlebt, prägt sein europäisches Verständnis. Wer sich auf das Gefühl Europa einlässt, kann nur gewinnen. Man muss ihm jedoch eine Chance geben.
Reisen als erster Schritt
In den Medien wird bezüglich der EU in den letzten Jahren hauptsächlich von Krise, Scheitern, Fehlern und Problemen geredet. Die historisch tiefen Ergebnisse des Eurobarometers zum Ansehen der EU bei den Bürgern zeichnen ein trauriges Bild: Demnach haben 60 Prozent der Menschen wenig Vertrauen in die europäischen Institutionen. Die Bevölkerung ist frustriert. Sogar die Existenz und der Sinn der europäischen Idee wird hinterfragt.
Wenn sich etwas in Europa bewegen soll, dann liegt es an uns, der Bevölkerung, insbesondere an der jungen Generation, etwas zu verändern. Der erste Schritt auf diesen Weg: Reisen, Europa fühlen und sich davon inspirieren lassen.
Europa ist mehr als die Wirtschafts- und Finanzkrise. Europa sind die Menschen und ihren Erfahrungen mit der EU. Das wollen wir sichtbar machen. Deswegen erscheint nun jeden Sonntag auf treffpunkteuropa.de die Kolumne „Wir in Europa“. Autoren berichten im Wechsel über ihre persönlichen Erlebnisse mit der EU, was es bedeutet, Europäer zu sein und welche Ängste und Hoffnungen sie mit der Gemeinschaft verbinden.
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