JEF Free Belarus Action – Schweigen für mehr Demokratie

, von  Åsa Gunvén, Übersetzt von Daniel Kosak

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JEF Free Belarus Action – Schweigen für mehr Demokratie

Vorgestern haben junge Menschen in mehr als 100 Städten auf der ganzen Welt Demokratie für Belarus gefordert. Tausende Statuen wurden geknebelt – symbolisch am Sprechen gehindert, um die Situation unserer europäischen Nachbarn zu verdeutlichen.

Nur drei Tage vor den Präsidentschaftswahlen kann man diese Botschaft in Belarus nicht so einfach ignorieren. Von Ottawa bis Buenos Aires, von Tiran bis Stockholm wurden berühmte Denkmäler zum Verstummen gebracht, während Plakate Forderungen wie „Freies Belarus“, „Gebt den Menschen in Belarus eine Stimme“ oder einfach „Gebt der Demokratie eine Stimme“ zum Ausdruck brachten. Wir junge Menschen sind überzeugt, dass wir die Welt, in der wir leben, verändern können, wenn wir grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Wir lehnen es ab, die Augen zu verschließen vor Menschenrechtsverletzungen, der Unterdrückung von Oppositionellen, den Eingriffen in Presse- und Versammlungsfreiheit und der Drangsalierung der Zivilgesellschaft in Belarus.

Von 25 bis über 100 Städte

Die großangelegte Belarus-Aktion findet bereits zum sechsten Mal statt. Vor den letzten Präsidentschaftswahlen in Belarus entschlossen wir uns, in ganz Europa so viel Lärm wie möglich zu machen, um für Aufmerksamkeit für die Situation in Belarus zu sorgen, die bis dahin weitgehend unbekannt war, aber auch unsere starke Unterstützung der belarussischen Zivilgesellschaft zu bekunden und die europäischen Führungspersönlichkeiten zum Handeln aufzufordern. Wir glaubten, dass wir diese Ziele wirklich erreichen könnten, wenn wir eine Aktion starten würden, die gleichzeitig in ganz Europa Aufmerksamkeit erzeugt, und die so zugänglich ist, dass jeder sich spontan daran beteiligen kann. Im ersten Jahr waren wir begeistert, 25 Städte dabei zu haben, aber in den Folgejahren stieg die Zahl auf 60, 80 und in den letzten drei Jahren auf über 100 Städte auf vier verschiedenen Kontinenten! 100 Städte sind mehr als man sich überhaupt vorstellen kann – es ist als ob man Statuen an Stelle von Schäfchen zum Einschlafen zählt, aber sie hören einfach nicht auf.

100 Städte sind mehr als man sich überhaupt vorstellen kann – es ist als ob man Statuen an Stelle von Schäfchen zum Einschlafen zählt, aber sie hören einfach nicht auf.

Das Netzwerk wächst

Jedes Jahr beteiligen sich mehr und mehr junge Leute und verbreiten die Botschaft. NGOs, MEPs und die belarussischen Oppositionsführer geben ihre Unterstützung und wir haben auch eine enge Kooperation mit der jugendlichen Zivilgesellschaft in Belarus aufgebaut. Als großer Nebeneffekt hat die Aktion Aktivisten jeden Alters inspiriert, wie einfach es sein kann, sich Gehör zu verschaffen, durch Innovation statt Geld und durch feste Überzeugungen statt einer großen Infrastruktur. Ich habe das Gefühl, dass die Aktion mittlerweile so stark ist, dass sie von alleine weiterlaufen würde, selbst wenn wir aufhören würden, sie zu organisieren, so populär und so groß ist sie mittlerweile.

JEF Bordeaux

Und die Botschaft ist auch gehört worden. Hunderte Artikel wurden in den vergangenen Jahren in den russischen und belarussischen Medien über sie geschrieben. Dazu kommen Radiointerviews, Fernsehberichte und sogar Kapitel in Schulbüchern. Ganz zu schweigen von den Preisen, die sie gewonnen hat. Schon in der letzten Woche spürten wir die Aufmerksamkeit in den unabhängigen belarussischen Medien und wir arbeiten mit vielen Organisationen und Menschen in Belarus zusammen, um die Botschaft dieser Aktion zusammen mit den ganzen Fotos in Belarus zu verbreiten.

Solidarität in Europa

Die JEF Free-Belarus-Aktion zeigt die Solidarität der Jugend quer durch Europa und die Welt, und ihre Bereitschaft zum Handeln. Und vor allem beweist sie, dass es nichts gibt, was sie stoppen kann und dass trotz einer desaströsen Visa-Regelung der EU, die junge Belarussen am Reisen hindert, und trotz der Unterdrückung durch den belarussischen Staat, junge Menschen in Belarus und im Rest Europas immer ein gemeinsames Projekt der Freiheit, Demokratie und europäischen Integration haben werden.

[…] unsere Freunde in Belarus […] müssen mit Angst nach Hause gehen. Angst gefasst zu werden, Angst auf Fotos erkannt zu werden, Angst von der Universität geworfen zu werden oder ihre Arbeit zu verlieren, Angst verhaftet oder sogar gefoltert zu werden.

Vor ein paar Tagen habe ich mich über Skype mit einem Aktivisten in Belarus unterhalten, der uns in jeder Belarus-Aktion der letzten sechs Jahre unterstützt hat. Er fasste es so zusammen, dass für ihn „sein ganzes Leben wie eine einzige große Belarus-Aktion aussieht!“ Und der Punkt ist, dass während wir gestern Nacht sicher nach Hause gehen konnten, unsere Freunde in Belarus, die uns gerade ihre Bilder geschickt haben, mit Angst heimkehren müssen. Angst gefasst zu werden, Angst auf Fotos erkannt zu werden, Angst von der Universität geworfen zu werden oder ihre Arbeit zu verlieren, Angst verhaftet oder sogar gefoltert zu werden. Es ist aus Solidarität mit ihnen, dass wir vorletzte Nacht in über 100 Städten weltweit auf die Straßen gegangen sind. Damit wir ihre Leistung nie vergessen, haben wir diese Aktion in den letzten sechs Jahren auf die Beine gestellt und wir werden in den kommenden Jahren weitermachen – bis zu dem Tag an dem Belarus wirklich demokratisch ist.

Åsa Gunvén ist die Initiatorin der Aktion und Mitglied des Organisationsteams. Ergebnisse der Aktion (Photos und Pressemitteilungen) können auf der JEF Webseite betrachtet werden.

Photos © JEF-Europe, 2010

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