Peter Oborne: „Diese Idioten in Brüssel“

Chefkommentator des Daily Telegraph beleidigt EU-Kommission

, von  Vincent Venus

Peter Oborne: „Diese Idioten in Brüssel“
Kyrklund, Paxman, Lambert, Tardio und Oborne. Kurz zuvor hatte Oborne „Guilty Men“, sein neues Pamphlet, auf den Tisch geworfen. Bildschirmfoto der Show vom 28.09.2011 auf BBC 2

Laut eigener Webseite liefert "Newsnight" gründliche Recherche und Analyse der täglichen Nachrichten – nicht so am Mittwoch. Gastgeber Jeremy Paxman hatte vier Gäste eingeladen: Altafaj Tardio, Sprecher von EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung Olli Rehn, Richard Lambert, ehemaliger Redakteur der Financial Times, Johanna Kyrklund, Investmentmanagerin, und Peter Oborne, Chefkommentator des Daily Telegraph. Die Gruppe sollte über die Schuldenkrise diskutieren. Aber wenn ein bekannter Polemiker wie Oborne und ein EU-Beamter einander gegenüber gestellt werden, kann eigentlich nichts Gutes dabei herauskommen. Was folgte war dann auch keine Diskussion, sondern eine Beleidigung.

Paxman eröffnete giftig: „Wollen Sie sich für die schwache EU-Führung in dieser Krise entschuldigen“, fragte der BBC-Mann den Pressesprecher Tardio. Dieser verneinte und forderte stärkeres Engagement von den Verantwortlichen der Mitgliedsländer. Seiner Meinung nach habe die Krise politische Gründe. Oborne widersprach: Die Krise basiere auf Problemen in der Wirtschaft und es sei „unglaublich angsteinflößend diesem Idioten in Brüssel zuzuhören“ (dabei auf Tardio deutend). Gastgeber Paxman fand das wohl komisch und fragte Tadio „Herr Idiot in Brüssel, wollen Sie darauf antworten?“ Dieser bewahrte die Fassung und verteidigte den Euro.

Ein geschnittener Youtube-Clip der Sendung, hochgeladen von der euroskeptischen UK Independence Party. Ein ungeschnittener Clip findet sich hier.

Daraufhin lenkte Paxman die Debatte zu Überlegungen in den 1990ern den Euro in Großbritannien einzuführen und ließ Lambert erläutern, warum dieser damals dafür war. Oborne konnte der Gelegenheit nicht widerstehen und kritisierte Lambert scharf, da dieser damals Verantwortlicher bei der Financial Times war, die sich für den Euro aussprach. Bevor dieser antworten konnte, warf er ihm eine Ausgabe von „Guilty Men“ zu, sein neuerschienendes Pamphlet. Den Name lieh er von einem Buch von 1940, das britische Unterstützer der Appeasement-Politik angriff. Ob Oborne Merkel und Barosso für die neuen Nazis hielte, wollte Lambert daraufhin wissen. Der Euroskeptiker wich der Frage aus.

Später beleidigte Oborne die Kommission noch ein weiteres Mal als „Idioten in Brüssel“. Tardio verließ daraufhin das Studio in Brüssel.

Was lernen wir aus diesem Auftritt?

  1. Paxman ist ein schlechter Gastgeber und hat seine Show nicht unter Kontrolle.
  2. Die BBC hätte niemals einem Polemiker einen EU-Beamten gegenüberstellen sollen. Wenn es offensichtlich nur darum geht, wer die größte Klappe hat, dann hätte die BBC einen Politiker einladen sollen – Daniel Cohn-Bendit zum Beispiel. Dieser hätte dem Rüpel Oborne Kontra gegeben, wie erst kürzlich Le Pen im Europaparlament.
  3. Die Typografie des Europaskeptikers erhält ein weiteres Detail: europafeindlich, meist nationalistisch, geradezu zwanghaft polemisch und seit Mittwoch auch noch rüpelhaft. All diese Eigenschaften offenbarte Peter Oborne in der BBC-Sendung „Newsnight“.

Wer ist hier eigentlich der Idiot, Mister Oborne?

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