Was passiert wirklich in Weißrussland? – Tag 4

Im Schatten des Eisernen Vorhangs

, von  Anonymous, translated by Lina Ohltmann

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Was passiert wirklich in Weißrussland? – Tag 4

Es ist einfacher eine Zusammenfassung der Ereignisse des Tages am Abend anzufangen wenn alle Nachrichten veröffentlicht und zu bekommen sind. Ich habe daher wenig Schlaf. Heute haben Journalisten eine 22-jährige, die schwer während einer Militärübung verletzt wurde, erreicht. Sie hat sich nicht nur ein Bein gebrochen sondern der Knochen wurde in viele Teile zertrümmert. Das erste Bild zeigt den Vorgang, das zweite Bild zeigt die Konsequenzen. Man sieht eine Person im Schnee liegen und mindestens zwei trainierte Männer verprügeln sie mit den Füßen. Weitere schauen dabei zu und werden später mitmachen. Soldaten tragen handgemachte Stiefel, die todbringend sein können wenn sie eine ungeschützte Person verletzen. Die Konsequenzen solcher Militärübungen werden nie untersucht und so ist kein Gesetz vorhanden. Reporter haben versucht, ein Interview aufzuzeichnen, aber sie konnten nur drei Minuten aufzeichnen bevor sie gezwungen wurden zu gehen. Auf YouTube findet sich der dazugehörige Bericht.

Ich verstehe das unglaubliche Gefühl, wenn eine Person die man nie gekannt hat, so sympathisch wirkt. In allen Teilen des Lands werden weiterhin Menschen festgenommen. Ich habe es geschafft mit nur zwei weiteren Leuten Kontakt zu halten, die auch noch frei sind. Wir haben uns verständigt, zwei mal am Tag Kontakt zu halten, um sicherzugehen, dass wir alle noch sicher und frei sind. Eine lange Liste meiner Freunde ist offline und das erinnert mich, dass ich mich hauptsächlich auf mich selbst und Gottes Hilfe verlassen muss. Ein weiteres Ereignis wird im Moment untersucht. In diesem Fall wurden 79 Soldaten in Ziviluniform verletzt als sie auf ein Kommando aus einem anderen Teil des Landes trafen und sich nicht gegenseitig identifizieren konnten. Es sieht wie ein komisches Beispiel für ein „friendly fire“ aus, wurde aber mit Brutalität beantwortet. Heute hat der Innenminister berichtet, dass es allen festgehaltenen Personen „gut geht und sie komfortabel sind“, besonders die Präsidentschaftskandidaten. Zur gleichen Zeit traf ein Anwalt den Kandidaten Andrew Sannikow und kann bestätigen, dass er nur wenig Möglichkeiten hat, sich ohne Hilfe zu bewegen. Ein anderes, noch schockierenderes Bild zeigt den Kandidaten Vladimir Neklyaev kurz bevor er entführt wurde. Er wurde mit Sturmgranaten und Gewehren attackiert und verschwand dann aus dem Krankenhaus. Die Links verweisen auf Bilder und ein Video von der Durchführung und den Konsequenzen (Link, Link). Bei diesem Kandidaten kann es seit dem Tag der Festnahme noch nicht bestätigt werden, ob er überhaupt noch lebt. Ich bin nicht stolz den Minister beim skrupellosen Lügen zu erwischen aber ich habe genug von seinen Lügen. Ein Fazit, das man nach allem was passiert ist ziehen kann, ist, dass wenn man nicht möchte, dass all dies einem selbst passiert, sollten wir die Geschehnisse insgesamt nicht zulassen. Schmerzen und Tod sind nah und werden nicht verschwinden bis wir das alle verstehen.

Einer der gewalttätigen Polizisten hat die Methoden, die sie brutal und rücksichtslos gemacht haben, beschrieben. Laut ihm mussten die Polizisten in Bussen sitzen und 12 Stunden (!) ohne Essen, Wasser oder Bewegung warten. Das hat sie so erschrocken, dass sie beim Befehl der Gewaltanwendung keinen Zweifel und kein Erbarmen gegenüber ihren Opfern hatten. Die ganze Geschichte findet sich hier auf Russisch (Link). Ich habe viele Aktionen der Unterstützung aus der ganzen Welt mitbekommen und hoffe sie werden effizient genug sein. Die Aktion, die mich am meisten inspiriert hat, kommt aus Argentinien. Der Diktator Jorge Rafael Videla hat bekommen, was er verdient hat. Zwei Diktatoren, die ähnlich aussehen und beide zu viel Blut an ihren Händen haben, müssen das gleiche Schicksal haben.

Viel Glück an alle Leser!

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