„Ha Schah, was hab‘ ich getan, o sprich! Und tat ich dir nichts, was suchst du an mich?“ Kaveh Ahangar in der V. Sage des Schāhnāme
Der legendäre Schmied Kaveh Ahangar nimmt fraglos einen besonderen Platz in der Weltgeschichte ein, unsterblich wurde er durch das Schāhnāme, welchem zufolge er gemeinsam mit Fereydūn den despotischen „König der Welt“ und ausländischen Invasor, Zahak besiegte und somit Persien wieder in ein Paradies verwandelte. So unsterblich sein Andenken Dank diesem Meisterwerk der Dichtkunst ist, so erbittert wird es von denen bekämpft, die sich selbst in Zahak erkennen.
Bereits im 7. Jahrhundert wurde, der Überlieferung zur Folge, die Fahne des Kaveh, das Drafš-e Kāvīān, von Dschihadisten in Besitz genommen und gilt seither als verschollen. 14 Jahrhunderte später wurde nun schließlich seine Statue in Afrin zerstört, erneut von Dschihadisten oder deren Kampfgefährten. Diese Zerstörung sollte somit nicht nur als Ausdruck islamistischer Bilderstürmerei im Allgemeinen, sondern als gezielter Angriff auf die in Afrin lebenden Kurd_innen und ihr Freiheitsstreben angesehen werden. Der symbolischen Zerstörung von Monumenten der Freiheit, folgt die Zerstörung realer Freiheiten auf den Fuß.
Deren Anzahl ist seit der Einnahme Afrins durch türkische Truppen und islamistische, sowie türkisch-nationalistische Truppen jedoch stark reduziert. Gemeinsam mit den Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (Syrian Democratic Forces, SDF) und anderen, partiell in den SDF organisierten Milizen, verließ ein Großteil der ansässigen kurdischen Bevölkerung Afrin. Die Rede ist von bis zu 200.000 Menschen. Deren Hinterlassenschaften werden nun geplündert. „Türkiyeh“- und „Islamischer Staat“-Schriftzüge, zurückgelassen an den Wänden der verlassenen Häuser, lassen vermuten was passiert wäre, hätten die SDF und die in Afrin lebenden Zivilist_innen nach 58 Tagen Verteidigung und großen Verlusten die Stadt nicht kampflos geräumt. Immer wieder tauchen Bilder von offensichtlich salafistischen und faschistischen Soldaten auf, die entweder den Wolfsgruß (der Gruß der faschistischen Grauen Wölfe) oder den Tauhid-Finger (Ein salafistisches Handzeichen) zeigen. Die jesidische Hilfsorganisation Yazda verlautbart, dass zurückgebliebene Jesid_innen zwangsweise islamische Gebräuche übernehmen müssen. Auch ist die bestehende Infrastruktur offenbar bereits eingeplant, da die, von der Türkei abhängigen Milizen die aktuell Ostghutta räumen wohl in Afrin angesiedelt werden sollen. Da trifft es sich, dass in Afrin gerade verhältnismäßig gut erhaltene Unterkünfte in relativer räumlicher Nähe zur Verfügung stehen.
Dass von Massakern bisher keine Berichte vorliegen ist demzufolge eher der umsichtigen Politik der SDF zu verdanken, als der Politik des NATO-Partners und EU-Beitrittskandidaten Türkei. Wegen diesen beiden Rollen jedoch, erscheinen die aktuellen Vorkommnisse im Norden Syriens weniger als eine weitere Episode eines sich über Jahre chaotisch entfaltenden Bürgerkriegs, als vielmehr die offene Preisgabe jener Werte, die die westliche Staatengemeinschaft sich sonst gerne zu Gute hält.
Vielmehr herrscht lautes Schweigen über einen Angriffs- und Eroberungskrieg, der allem Anschein nach in der Tradition totaler Kriege geführt wird. Die Situation für die (europäischen) Mächte ist auch auf den ersten Blick ziemlich klar: ökonomische Interessen an und, durch irrationale Angst vor Flüchtlingen, selbstauferlegte Abhängigkeit von der türkischen Regierung, stehen dem Aufrechthalten immaterieller Werte gegenüber. Das hierbei ersteres gewinnt, kann folglich nicht überraschen. Auf den zweiten Blick jedoch könnte sich diese vereinfachte Kosten-Nutzen-Rechnung rächen. Schon am 6. März berichtete die Washington Post, dass die kurdischen Einheiten sich von den Kämpfen mit den verbleibenden Einheiten des Islamischen Staates zurückziehen, um dem eingeschlossenen Afrin beizustehen. Somit scheinen die Regierungen der westlichen Länder ihrer Bodentruppen im Krieg gegen den IS zumindest teilweise verlustig zu gehen. Ein Erstarken dieser Terrorgruppe würden europäische Staaten somit mit zu verantworten haben. Gleichzeitig ist es auch fraglich, ob die Milizen, die mit der türkischen Armee agieren, wirklich ein geringeres terroristisches Potenzial aufweisen.
Vor diesem Hintergrund wird es auch verständlich, weshalb der französische Präsident Emmanuel Macron (La Republic en Marche) kürzlich Vertreter_innen Rojavas empfang und mit ihnen über ein mögliches Engagement französischer Truppen zum Schutze der Zivilbevölkerung der verbleibenden Kantone Rojavas sprach. Frankreich steht schließlich, wie kein zweites europäisches Land im Fokus des islamistischen Terrorismus und ist damit, allein schon aus dem Selbsterhaltungstrieb veranlasst den Terroristen keine Ruhepausen zukommen zu lassen. Darüber hinaus hat das französische Kapital aber auch materielle Interessen in der Region, die 2010 getätigten Investitionen des französischen Baustoffunternehmens Lafarge wollen geschützt werden. Es mag also doch noch Hoffnung dafür geben, dass wenigstens Teile Rojavas bestehen können und europäische Regierungen Gründe dafür finden könnten, die Durchsetzung ihrer, in Sonntagsreden gerne hochgehaltenen europäischen Werte, zu priorisieren.
Der Autor*die Autorin dieses Artikels hat die Redaktion aus Sicherheitsgründen um Anonymität gebeten.
1. Am 17. April 2018 um 11:36, von Hueseyin Akdag Als Antwort Afrin erobert, die Kurd_innen besiegt?
Wie das Land kurdistan eine Fiktion ist, ist auch die Geschichte vom Schmied Kaveh Ahangar eine Fiktion. Es gab in der Vergangenheit kein Land oder Reich kurdistan. Ergo, ist auch die Geschichte mit Schmied Kaveh Ahangar erfunden. Man versucht hier für die kurden eine Vergangenheit aufzubauen, die jegliche Grundlagen nicht hat. Die Provinz Afrin bzw. und die Stadt Afrin wurde nicht erobert, sondern von der Terrororganisation ypg/pyd befreit. Das kann man daran erkennen, dass die Bevölkerung von Afrin sich bei der türkischen Militär bedankt und das man Sie von den Repressalien seitens kurden befreit hat. Man hat die Bevölkerung dazu gezwungen nicht mehr in die Moschee zu gehen um zu beten, fortan war Koran lesen strikt verboten, die Moscheen wurden von den kurden als Schiessübungsplatz missbraucht, islamische Beerdigungsrituale wurden verboten,..etc. Man zwang die Bevölkerung von nun an, die jesidische Glauben annzunehmen. Davon wird der Bevölkerung nicht berichtet, gell. Man zwangsübersiedelte kurden aus anderen Regionen nach Afrin, nachdem die Türkei die Stadt befreit hatte, sind diese kurden mit den Terrororganisation wieder weggezogen. Kein Wort wird darüber erwähnt, dass man den kurden in Syrien die grosse Flüchtlingsströme nach Europa u. in die Türkei zu verdanken hat. Das Ziel der kurden war, in Nordsyrien u. Afrine eine reine homogene Bevölkerung aus kurden zu erschaffen. Deshalb ist es auch nicht richtig, dass die kurden IS-Miliz bekämpft hätten. Bezüglich der Plünderei in Afrin will nur soviel sagen, dass es nicht die Sicherheitskräfte waren, sondern die Bevölkerung von Afrin. Als kurden Afrin besetzt hielten, hat man sich um die Bevölkerung (wenn man kein kurde war) nicht richtig gekümmert.
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