Brief an Europa: Aserbaidschans Diktator Alijew

Ein Trostschreiben

, von  Tobias Gerhard Schminke

Brief an Europa: Aserbaidschans Diktator Alijew
© Kancelaria Premiera / flickr/ (CC BY 1.0) In Sachen Demokratie hat die polnische Ministerpräsidenten Beata Szydło von der PiS (ECR) schon einiges von Aserbaidschans Diktator Ilcham Geidarowitsch Alijew gelernt.

Aserbaidschans Diktator Ilcham Geidarowitsch Alijew hatte eine harte Woche. Wir schreiben ihm einen Trostbrief.

Lieber Ilcham Geidarowitsch Alijew,

Du hattest eine richtige Scheißwoche. Deshalb schreibe ich dir, damit du dich freust und nicht so alleine fühlst.

Meine Aufmerksamkeit kommt dir auch sicher gut gelegen, denn nächstes Jahr sind wieder Präsidentschaftswahlen in Aserbaidschan und da willst du ja wie schon 2013 gern wieder über 80 Prozent der Stimmen holen.

Gerade in einer europäischen Zeitung können wir beide mal ein paar ausgewogenere Schlagzeilen gebrauchen. In letzter Zeit gab es einige Meldungen, die dir vielleicht nicht gefallen haben. Zum Beispiel die Zahlungen an die deutsche CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz. Da habt ihr ihrer Familie 800.000 Euro für Lobbyarbeit im deutschen Parlament und im Europarat zukommen lassen. Und was macht die dämliche Strenz? Schrecklich unprofessionell, schafft es nicht einmal die Spuren zu verwischen. Was für eine Pfeife! Wie heißt es so schön: Was Stalin nicht selber macht...

Immerhin kannst du dich auf deine Sicherheitskräfte und die beeindruckende Ignoranz der internationalen Mainstream-Presse verlassen. Die Zeitungen und Rundfunkanstalten haben hier schön die Klappe gehalten, als in dieser Woche 75 Menschen der LGBTI-Szene in Aserbaidschan verhaftet und gefoltert wurden. Was ein Spaß! Ayaz Efendiyev, Vorsitzende deiner Blockpartei „Justizpartei“, hat das Geschehen auch schon ausreichend gut zusammengefasst: «Dass westliche Kreise versuchen, diese Kreaturen [Homosexuellen in Aserbaidschan] zu verteidigen, die Quellen der Unmoral, gefährlichen Krankheiten und von Gott verflucht sind, ist nur der Versuch, unsere nationalen Traditionen unter dem Deckmantel der Menschenrechte zu zerstören». Mensch, toll, vor allem der Teil mit Gott und so! Da schwingt so ein Hauch Orbán mit. Poste das auf Facebook und verlinke direkt Ayatollah Khomeini und Alexander Gauland. Mensch, das wird Likes von unseren Wutbürgern geben ohne Ende! Du bist nicht allein, Ilcham.

Was dich aufheitern sollte: Die Zeitschrift Rainbow Europe, die jährlich evaluieren, wo es Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten am dreckigsten geht, setzen Aserbaidschan europaweit auf den letzten Platz. Nirgendwo in Europa leiden die „Kreaturen“ so wie bei dir, Glückwunsch!

Dummerweise hat in dieser Woche auch noch die alte Schrulle Khadija Ismayilova den alternativen Nobelpreis gewonnen. Und wofür? Dafür, dass sie seit Jahren gegen deine Korruption ankämpft und genau deshalb schon im Gefängnis gelandet ist. Das kommt eben davon, wenn Frauen westlichen Werten folgend den Herd verlassen. Da führt der Weg schon mal ins Gefängnis! Als sei sie die einzige, die gegen korrupte Diktaturen angeht. Wer hat diese Auswahl bei den Nobelfutzis getroffen? Kompetenzlevel: Familie Strenz, ich sag’s dir!

Fühl dich nach dieser Scheißwoche nicht alleine, Ilcham, die Gaulands und Khomenis dieser Welt sind im Geiste bei dir.

Mit westlichen Grüßen,

Tobias Gerhard Schminke

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