Der Iran zwischen Kultur und Freiheit

, von  Antonio Simondi, übersetzt von Christian Busch

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Der Iran zwischen Kultur und Freiheit
Das Abschneiden der Haare gilt im Iran als Protestgeste der Frauen gegenüber dem herrschenden muslimischen Mullah-Regime. Foto: Pixabay / Shima Abedinzade / Lizenz

Im Iran, dem Land mit der reichsten Kultur und Geschichte im Nahen Osten, kommt es aktuell zu Protesten, die im Inneren des Landes entstehen. Die Regierung ist zusammen mit der Sittenpolizei im Begriff, die persönliche Freiheit von tausenden Menschen zu unterdrücken, wodurch die Schönheit verdunkelt wird, die dieses Land zu bieten hat.

„Die Poesie ist für mich wie ein Fenster (in eine andere Welt)“- mit diesen bedeutenden und aktuellen Worten beschreibt die berühmte, iranische Dichterin Forrugh Farrokhzad, was die Poesie für sie repräsentiert. Sie versuchte, die Literatur und Kultur des Irans zu revolutionieren, indem sie die Menschenrechte und die Rechte der Frau verteidigte. Dabei war sie bereits mit kritischen Stimmen aus der Gesellschaft konfrontiert, als der Iran noch nicht vom islamischen Regime, sondern vom Schah Reza Pahlavi regiert wurde.

Forrugh Farrokhzad beschreibt einen Iran, in dem Kultur eine bedeutende Rolle spielt, Freiheiten jedoch nicht allgemein gewährt werden. Das zeigen die schrecklichen Vorkommnisse, die aktuell im Land geschehen, bei denen unzählige junge Menschen, die für ihre Rechte protestieren, getötet werden. Der Iran vor dem Jahre 1935, der unter dem Namen „Persien“ bekannt war, war die Nation mit den bedeutendsten historischen und kunsthistorischen Stätten und Orten im gesamten Nahen Osten. Die ästhetische islamische Kunst und die pikanten Gerüche der Gewürze begrüßten die Tourist*innen während der ganzen Reise.

In der Hauptstadt Teheran mit ihrem modernen und historischen Zentrum zugleich kann man den antiken Golestanpalast, einst die Residenz der königlichen Familie Qajar und heute Weltkulturerbe besuchen. Außerdem kann man den großen Basar mit seinen Gerüchen, Farben und Teppichen sowie das Nationalmuseum der Juwelen besuchen, wo man den Thron von Pavone mit insgesamt 26 000 Edelsteinen bewundern kann. Die antike Hauptstadt Isfahan hat unter ihren Schönheiten einen der imposantesten Plätze im Mittleren Osten, den großen Naqsch-e-Dschahan-Platz. Auf dem Platz befindet sich die große Moschee des Schahs, ein Meisterwerk der islamischen Kunst, mit ihren Minaretten, Kuppeln und Toren, in die Fliesen und Mosaike eingesetzt sind.

Zu bewundern ist auch die Stadt Yazd, die mit ihren kleinen und engen Straßen und Gassen an italienische Dörfer erinnert. Aus historischer Perspektive lohnt sich ein Besuch der Ruinen der historischen Hauptstadt Persepolis, die Dank der Ausgrabungen des Orientalischen Instituts der Universität Chicago 1930 entdeckt wurde. Schließlich ist der Komplex von Choqa Zanbil, wo sich die bedeutende Ziegelsteinpyramide befindet, Weltkulturerbe und ist im weltweit am besten erhaltenen Zustand.

Auch wenn der Iran ein Staat mit einer sehr reichen Geschichte, zahlreichen Kunstwerken und Architektur mit einem immensen kulturellen Wert ist, ist der Weg zur Wahrung der Menschenrechte und persönlichen Freiheiten leider noch sehr lang. Im Iran ist die Todesstrafe gesetzlich verankert und es besteht für alle Frauen die Pflicht, einen Schleier zu tragen. Amnesty International meldet ständig stattfindenden Repressionen. Die Zentralregierung unterdrückt nach wie vor die Meinungsfreiheit mit Gewalt. Viele, die für Menschenrechte protestierten und oftmals unter 18 Jahre alt waren wurden verurteilt oder umgebracht. Auch kann Homosexualität per Gesetz mit Haft oder Todesstrafe bestraft werden. In den letzten Jahren gab es zwar für Frauen Veränderungen, wie der Zugang zum Studium. Laut einigen Studien beträgt beispielsweise der aktuelle Frauenanteil an Universitäten bis zu 65% und auch im Parlament sitzen bereits erste 18 weibliche Abgeordnete.

Aber um die Freiheiten umfassend zu erlangen, braucht es, dem Beispiel von Forrugh Farrokhzad folgend, eine Sensibilität für soziale Probleme, für die Unterstützung der Schwächsten und Unterdrückten und für die emanzipierte Rolle der Frau. Vielleicht könnte, wenn die Gedichte gelesen und die Gedanken verstanden werden, die bisher so gewünschte Freiheit real werden und offen sein wie jenes von der Autorin beschriebene Fenster.

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