Dummer Trump, kluger Orbán

, von  Péter Németh

Dummer Trump, kluger Orbán
US-Präsident Trump bei einer Rede im Jahr 2016 Foto: Gage Skidmore / Flickr / CC BY SA 2.0-Lizenz

US-Präsident Donald Trump ist von den klassischen Medien genervt - dabei könnte er für den Umgang mit ihnen sehr viel vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán lernen, findet Péter Németh.

Zur Freude des infantilen Milliardärs meldet sich nunmehr die Trump TV-USA regelmäßig auf Facebook. Es werden alle positiven Nachrichten vom Weißen Haus gebündelt gebracht. Dass diese triumphalen Verlautbarungen mit den Tatsachen in keinem Verhältnis stehen, hat die Bewohner des Trump-Universums bisher kaum gestört.

Trump wird von den Mainstream-Medien genervt. Seine Informationen bezieht er meistens aus Fox News-TV. Er hat eine Schwäche für die Erfinder von Verschwörungstheorien. Er ist zwar Präsident des mächtigsten Staates der Erde und ist der bestbeschützte Staatsmann der Welt, trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, er könnte Vieles von den Ungarn lernen.

Was, von den Ungarn? Direkt von Viktor Orbán. Daher verstehe ich es überhaupt nicht, warum seine erste Amtshandlung nicht eine Reise zum Erfahrungsaustausch nach Budapest war. Hätte er das getan, wäre er mit den Medien ganz anders fertig geworden. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass ihm für dieses Vorhaben nur noch dreieinhalb Jahre bis zur nächsten Wahl zur Verfügung stehen. Auch mit seiner enormen Macht kann er in Amerika kein Wahlsystem durchsetzen, das ihm in vier Jahren den erneuten Sieg hundertprozentig garantieren würde. Selbst wenn ihm das gelänge, müsste er nach zwei Wahlperioden, also nach acht Jahren auf jeden Fall abdanken. Somit hätte Trump weniger Zeit, um Orbáns Masterplan zu verwirklichen. Umso dringender benötigt er deshalb die erwähnte Studienreise nach Budapest…

Sich die gesamten amerikanischen Medien im Nu untertan zu machen wäre eine schier unlösbare Aufgabe. Deshalb ist der arme Trump nunmehr darauf angewiesen, seine Wähler durch die dubiosen sozialen Medien Twitter und Facebook zu erreichen.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit „Das ist verständlich, denn im Falle der USA handelt es sich um ein riesengroßes Land mit traditionellen demokratischen Werten”. Das wäre bloß eine billige Ausrede. Alles ist nur eine Frage von Wille und Führungsqualität. Das System Orbán zeigt, wie man den Großteil der Öffentlichkeit durch Aufkauf von Medien mit Steuergeldern für sich vereinnahmen kann und dabei das Erfinden von alternativen Nachrichten und die Erfolgspropaganda perfektioniert. Darüber werden selbstverständlich alle Bürger des Landes unverzüglich informiert . Die Überbringer schlechter Nachrichten werden bestenfalls an den Rand gedrängt. Ich sage „bestenfalls“, weil mittlerweile bekannt wurde, dass Erfinder von Falschnachrichten in den USA juristisch belangt werden können. Tja…mit der nötigen Sachkenntnis und Anwendung des ungarischen Modells hätte sich Trump all das sparen können. Dass man mit ihm jetzt Demokratie spielt, hat er sich selbst zuzuschreiben.

Hier in Ungarn ist das nicht der Fall. Die Herstellung von guten Nachrichten erfolgt landesweit, die Pseudonachrichten (Fake News) sprießen und gedeihen. Man bedenke, wie die Pläne der Opposition für den kommenden „heißen Herbst“. (im April 2018 sind in Ungarn Parlamentswahlen) verunglimpft und die Führungsfiguren des politischen Kontrahenten kriminalisiert werden. Was soll hier die Technik des 21. Jahrhunderts? Es genügt sich des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu bemächtigen, den Einfluss über die privaten Sender auszuweiten und die Andersdenkenden aus den Zeitungsredaktionen zu verbannen. Von wegen Twitter, Facebook… bedient er sich solch mickriger Mittel, darf sich Trump nicht wundern, wenn er so seinen eigenen Sturz vorantreibt. Das werden dann keine Fake News….

Dieser Artikel wurde zuerst am 12.08. in der ungarischen Tageszeitung „Népszava“ veröffentlicht und treffpunkteuropa.de zur Verfügung gestellt.

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