Ein Einblick in die Arbeit von Lukas Stede im Jugendbeirat des Europarats

Ein partizipatives Europa für alle – auch für junge Menschen

, von  Sina Häusler

Ein partizipatives Europa für alle – auch für junge Menschen
Lukas Stede setzt sich im Jugendbeirat des Europarats für die Anliegen von jungen Menschen ein. Foto: Graeschke/BDL

Mit Mitte zwanzig schreiben manche Politik-Studenten Hausarbeiten über den Europarat oder versuchen, ihn in einer hitzigen Diskussion nicht mit dem Europäischen Rat zu verwechseln. Anders Lukas Stede: Er vertritt im Jugendbeirat des Europarats seit Februar junge Anliegen und wird seine Arbeit dort auch die nächsten beiden Jahre fortsetzen.

„Die Zukunft von Europa liegt in der Jugend“, betont Lukas Stede (26) immer wieder und setzt sich dafür in allen Bereichen ein. Lukas lebt seit einiger Zeit in Potsdam, hat ein duales Wirtschaftsingenieur-Studium hinter sich und ist nun in den Entzügen seines Zweitstudiums der Politikwissenschaften in Marburg. Er ist ein aufgeschlossener junger Mann aus Nordhessen, welcher schon früh anfing, sich mit den Unterschieden des städtischen und ländlichen Lebens für junge Menschen auseinanderzusetzen. Die Jugendarbeit – insbesondere sein Engagement in der Landjugend – brachte ihn zur Politik, deren Modelle und Theorien er nun auch in seinem Studium in Marburg vertieft.

Dennoch ist das nicht alles, denn Lukas ist nun seit zwei Monaten Mitglied im Jugendbeirat des Europarats. Im Februar 2021 sprang er für seinen Vorgänger Sebastian Vogt ein. Beide vertreten dort das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit. Im April konnte er im Europäischen Jugendforum auch die Wahlen für das neue Mandat 2022-2023 für sich entscheiden.

Was ist der Beirat zu Jugendfragen im Europarat?

Der Europarat ist keine EU-Institution, sondern eine europäische, internationale Organisation mit 47 Mitgliedsstaaten, unter denen auch alle EU-Länder sind. Das Hauptziel des Europarates ist es, Menschen- und Bürgerrechte zu wahren und die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu schützen. Sein Sitz ist in Straßburg. Der Europarat versucht auch, über die eigenen Grenzen hinweg zu handeln. Kerngebiet sind natürlich die Mitgliedsstaaten selbst, darüber hinaus aber auch der Mittelmeerraum. Nicht nur „offizielle“ Staatsbürger werden mitgedacht, sondern beispielsweise wird auch Politik betrieben, um Geflüchtete aus Drittstaaten zu schützen.

Der Beirat für Jugendfragen, international bekannt als das Advisory Council on Youth (AC), ist ein nichtstaatliches Beratungsgremium, welches sich aus 30 jungen Menschen aus den Mitgliedsstaaten des Europarats zusammensetzt. 20 der Mitglieder werden auf der Mitgliederversammlung des Europäischen Jugendforums (europäische Dachorganisation aus internationalen Jugendverbänden und nationalen Jugendringen) gewählt und 10 weitere vom Generalsekretär des Europarats werden außerhalb des Jugendforums ernannt, um eine möglichst große Diversität und eine gute Abdeckung der Schwerpunkte zu gewährleisten. Zusammen bilden sie jeweils für zwei Jahre den Jugendbeirat. Dieses Gremium hat einen gleichberechtigten Status in der Diskussion mit den Regierungsvertreter*innen, die im European Steering Committee for Youth (CDEJ) organisiert sind. Beide Gremien zusammen formen das Joint Council on Youth. So soll gewährleistet werden, dass die Jugend eine bedeutsame Stimme in der europäischen Politik erhält.

Junge Menschen finden oftmals in der europäischen Politik nur Gehör, wenn es den Politiker*innen gerade passend erscheint, so Lukas. Gleichzeitig müssen Jugendliche mit den politischen Entscheidungen, die aktuell getroffen werden, am längsten leben und deren Konsequenzen tragen. In vielen Debatten sei es daher essentiell, jungen Menschen eine Stimme einzuräumen und sie über ihre Zukunft mitentscheiden zu lassen. Das AC mit seiner Co-Management-Struktur beweist, dass dies auch in einer so komplexen Organisation wie dem Europarat schon heute möglich ist, meint Lukas.

Der Joint Council on Youth ist das einzige multilaterale Gremium, in dem Regierungsvertreter*innen und Jugendvertreter*innen auf Augenhöhe miteinander diskutieren, gemeinsam Forderungen entwickeln und darauf aufbauende Handlungsempfehlungen beschließen. Der Ablauf der Entstehung einer Handlungsempfehlung aus diesem Gremium läuft wie folgt ab:

  1. Was wollen wir einfordern? – Diskussion im AC + Austausch mit Jugendorganisationen und Zivilgesellschaft.
  2. Forderungen und Vorschläge werden weitergeleitet an den Joint Council on Youth und dort diskutiert.
  3. Gemeinsam wird eine Empfehlung oder ein Papier entwickelt und verabschiedet.

Sollten beide Teilgremien des Joint Councils sich einig sein, kann eine Handlungsempfehlung an das Ministerkomitee weitergeleitet werden. Die Arbeit in diesen beiden Gremien beschreibt Lukas, als respektvoll und interkulturell wertvoll. Sie wird als sogenannte Co-Management-Struktur bezeichnet, da sich die jungen Menschen und Regierungsvertreter*innen im Voting für oder gegen eine Gesetzesempfehlung auf Augenhöhe begegnen. Es zeigt also ein gleichgestelltes Mitspracherecht.

Oft kommen die jüngeren Menschen im Privaten schneller auf einen Nenner als die Regierungsvertreter*innen, aber das liege wohl an den ähnlichen Interessen unter Jugendlichen, scherzt Lukas.



Im Jugendbeirat des Europarats kann Lukas Stede seine diversen Erfahrungen aus der Jugendarbeit nun auf Augenhöhe mit Regierungsvertreter*innen einbringen. Foto: Graeschke/BDL


Was sind Lukas Beweggründe und Ziele in der Politik?

Lukas betont, als „Dorfkind“ sei man oftmals außen vor, was den öffentlichen Diskurs betrifft, deswegen ist er heute froh, dass er sich schon früh einer Jugendorganisation angeschlossen hat, durch die er schlussendlich auch seinen Weg in die Politik gefunden hat. Er sei glücklich über die Chance, die ihm der AC gibt. So kann er sich in die verschiedenen Portfolios (Arbeitsgruppen im AC) einbringen. Er ist zum Beispiel Ansprechpartner für das Portfolio Youth Work und Mitglied im Portfolio Visibility & Communication und Co-operation with the Congress of local authorities. Für das neue Mandat 2022-2023 freut Lukas sich unter anderem, das neue Portfolio Young people in rural communities zu unterstützen. „Das ist genau mein Kernthema“, meint Lukas. „Es sollen nämlich auch junge Menschen aus ländlichen Regionen eine Stimme in der Politik bekommen, vor allem aber auch Mitbestimmungsmacht.“ Ihn selbst prägt natürlich sein Fokus auf das dörfliche Leben, dennoch steht er dafür, dass die Gesamtheit der jungen Menschen stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden soll, auf dem Land wie auch in der Stadt.

Der AC bietet Lukas eine wertvolle Mitbestimmungsmöglichkeit. Mit vollem Engagement setzt er sich weiterhin für seine Ziele und Visionen für Europa ein. Er wünscht sich vor allem mehr Mitbestimmungsrecht der Zivilgesellschaft und dass die Jugend an vielen weiteren Orten, an denen Politik gemacht und Entscheidungen gefällt werden, eine Stimme erhält. „Ein partizipatives Europa für alle – auch für junge Menschen“ ist Lukas Stede sehr wichtig und dafür wird er sich in seiner neuen Mandatszeit im AC weiterhin einsetzen.

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