Die schwarz-rote Koalition hat ihren monatelangen Streit über die Frauenquote beigelegt. Die 30-Prozent-Quote gilt von 2016 an für etwa 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen ohne Ausnahmen. Wer die Quote unterschreitet, muss mit Sanktionen rechnen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel räumte ein, dass die Regelungen zur Frauenquote sowie zur Elternzeit den Arbeitgebern „mehr Flexibilität“ abverlangten. Allerdings könne es sich Deutschland „nicht leisten, auf die Kompetenzen der Frauen zu verzichten“, sagte Merkel im Rahmen der Haushaltsdebatte im Bundestag. Ähnlich hatten sich zuvor einige ihre Kabinettskollegen geäußert. Verhandlungsleiterin Manuela Schwesig sprach von einem „wichtigen Schritt für die Gleichberechtigung“.
Norwegen als Spitzenreiter
Norwegen war das erste europäische Land, das mit einer Zwangsquote mehr Frauen in Spitzenpositionen bringen wollte. Schon 2003 wurde eine Quote bestimmt. Das Gesetz dazu trat dann im Jahr 2006 in Kraft. Es ist Pflicht, dass 40 Prozent der Aufsichtsratsmandate eines Unternehmens von Frauen ausgeführt werden. Als Folge stieg der Anteil weiblicher Gremienmitglieder von 25 Prozent im Jahr 2004 auf 36 Prozent 2006 und auf 42 Prozent im Jahr 2009. Laut Regierung schlug der Effekt auch auf kleinere Firmen über, für die diese Quote eigentlich nicht gilt.
Neben Norwegen führten recht früh auch Spanien im Jahr 2007 und Island im Jahr 2010 eine Frauenquote von 40 Prozent ein. 2011 zogen gleich mehrere europäische Länder nach: In Belgien, den Niederlanden, Italien und Frankreich gelten seitdem entsprechende Regelungen. In Italien und den Niederlanden tritt die Quote allerdings erst 2015 in Kraft.
Deutschland ist auf einem guten Weg
In diesem Jahr liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Dax-Konzerne bei knapp 22 Prozent. Das ist bereits eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu vor zwei Jahren. Da lag Deutschland im europäischen Ranking mit 15,6 Prozent auf Platz acht hinter skandinavischen Ländern wie Finnland, Schweden und Dänemark, wie eine Infografik zeigt.
Die ehemalige EU-Justizkommissarin Viviane Reding hatte das Thema Frauenquote vor vier Jahren in Europa angestoßen. Sie hatte bereits Anfang des Jahres mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen auf die positiven Beispiele in anderen Ländern und besonders Skandinavien verwiesen. Allerdings ginge es um unterschiedliche Kulturen. In diesen Ländern sei eine staatliche Kinderbetreuung mit schulischen Ganztagsangeboten weit verbreitet. Zugleich werde auch die Beteiligung der Eltern in der Kindererziehung gefördert, insbesondere auch der Väter. Damit tue man sich in Deutschland noch relativ schwer. „Es wird Zeit brauchen, um diesen kulturellen Wandel zu erreichen“, sagte Reding.
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