Das Brettspiel „Legislativity“ im Praxistest für Europe@School

Spaß am EU-Gesetzgebungsprozess

, von  Susanna Schmitt

Spaß am EU-Gesetzgebungsprozess
Mit „Legislativity" wird der EU-Gesetzgebungsprozess für alle verständlich. Das Foto wurde von der Autorin zur Verfügung gestellt.

Schon Erwachsene tun sich oft schwer damit, die Abläufe im legislativen Dreieck des EU-Gesetzgebungsprozesses nachzuvollziehen. Wie letzterer im Klassenzimmer auf spielerische und unterhaltsame Art und Weise behandelt werden kann, haben Mitglieder des JEF-Kreisverbands Eichstätt anhand des Brettspiels „Legislativity - Das Spiel zur EU-Gesetzgebung” ausprobiert. Ein Bericht.

„Legislativity" ist ein vom Europa-Zentrum Baden-Württemberg (einer in Stuttgart ansässigen überparteilichen, unabhängigen und gemeinnützigen Einrichtung der europabezogenen Politikvermittlung) entwickeltes Brettspiel. Zwei bis acht Spieler*innen wetteifern darum, ihre Spielfiguren, die jeweils für ein Gesetzgebungsprojekt stehen, mit Würfelglück durch die Stationen des Gesetzgebungsprozesses zu bringen. Zwischen Konsultationsverfahren in Kommission, informellen Trilogen und wechselnden Mehrheiten in Parlament und Rat lauern diverse Unwägbarkeiten wie Lobbyist*innen, Journalist*innen, Bürgerinitiativen und Frittenbuden.

Vom Praktikum ins Klassenzimmer

Thomas Klöckner, Schriftführer der JEF Bayern und ehemaliger Kreisvorsitzender der JEF Eichstätt, hatte die Idee. Im Rahmen seines Praktikums am Europa Zentrum Baden-Württemberg war er unter anderem mit dem Vertrieb des Brettspiels „Legislativity” beauftragt und schnell überzeugt: „Das Spiel lässt sich effektiv in den Unterricht einbauen. Schüler*Innen lernen auf spielerischem Wege die zentralen Institutionen der Europäischen Union kennen und gewinnen einen Einblick in grundlegende Dynamiken und Abläufe politischer Prozesse. Vorkenntnisse sind hierbei nicht zwingend erforderlich.” Nach seinem Praktikum hatte er dann, wie er es sagt, „schlichtweg keine andere Wahl, als dieses Spiel meinem Heimatkreisverband Eichstätt weiterzuempfehlen.“ In Eichstätt war es die neue Kreisverbandsvorsitzende Luisa Waschke, die sich mit anderen Vorstandsmitgliedern an die Umsetzung machte.

Ein voller Erfolg: Positive Resonanz bei Schüler*innen

Die nächsten Klassenbesuche an einer Realschule für Jungen und einem gemischt-geschlechtlichen Gymnasium, jeweils in den Jahrgangsstufen neun und zehn, wurden rund um das Spiel organisiert – und waren ein voller Erfolg. “Die von uns besuchten Klassen haben immer sehr gut mitgemacht und waren offen für unseren Besuch, nach ein paar Runden wurde an jedem Tisch gelacht und ehrgeizig mitgespielt.” Auch die Rückmeldungen der Schüler*innen bestätigte diesen Eindruck: Auf den Feedback-Bierdeckeln, die nach jedem Klassenbesuch ausgeteilt werden, lobten die Schüler*innen am häufigsten das Brettspiel. “Daran können wir erkennen, dass ihnen das Spiel besonders viel Spaß macht. Der ein oder andere hat sich sogar einen ganzen Tag Europa gewünscht, statt nur ein paar Stunden.”

Erhebliche Lernfortschritte durch „Legislativity“

Die Autorin dieses Beitrags, selbst Mitglied im Kreisverband (KV) Eichstätt und stellvertretende Vorsitzende der JEF Bayern, hat Luisa bei der Durchführung der Unterrichtsgestaltung an beiden Schulen unterstützt und sieht im Einsatz des Spiels neben einem starken Spaß - auch einen substanziellen Lernfaktor. „Mit Quizfragen vor und nach der Spielrunde haben wir getestet, was bei den Schüler*innen hängen geblieben ist. Der Vorher-Nachher-Unterschied war enorm! Selbst Begriffe wie „Subsidiarität“ und „informeller Trilog“ konnten die Schüler*innen danach problemlos erklären und in ihren Gesetzgebungszusammenhang einordnen. Da waren auch die Lehrer*innen ganz baff.” Manche Schulen überlegen auch deswegen, die Spiele jetzt selbst anzuschaffen, um sie mit allen Klassen spielen und in den Sozialkunde-Unterricht integrieren zu können.

Grenzen und Möglichkeiten für den Einsatz außerhalb des Klassenzimmers

Christian Schäfer, der ebenfalls bei den Schulinterventionen des KV Eichstätt dabei war, ist sich sicher: „Um die EU schätzen zu können, muss man sie auch verstehen. Das Spiel kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten!“ Er sieht aber auch Grenzen für die Einsatzmöglichkeiten von „Legislativity“. Zum Beispiel habe man nicht immer so viel Zeit mit einer Gruppe, um das Spiel erklären und einmal durchspielen zu können. Manchmal sei die Gruppe auch zu groß. Deswegen glaubt er: „Für Öffentlichkeitsarbeit auf Events, Messen oder Ähnlichem ist das Spiel vermutlich zu komplex. Hier wäre es dafür denkbar den Gesetzgebungsprozess anderweitig zu vermitteln. Vielleicht lässt sich das Spiel ja auf eine Weise umgestalten, die es auch einem größeren Publikum erlaubt sich interaktiv damit zu beschäftigen?“

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