Transeuropa Caravans: „Wir müssen Europa verteidigen!“

, von  Hannah Illing

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Transeuropa Caravans: „Wir müssen Europa verteidigen!“
Los geht’s: Das Team der Mitte-Ost-Route mit seinem Caravan am 5. Mai in Berlin. Von dort fahren die Aktivist*innen unter anderem über Dresden und Salzburg bis nach Budapest.
Foto: Daniele Napolitano / European Alternatives

Die NGO „European Alternatives“ hat kurz vor den Europawahlen ein interessantes Projekt auf die Beine gestellt: Die Transeuropa Caravans. Junge Aktivist*innen werden dabei auf fünf Routen in einem Wohnwagen durch Europa reisen - insgesamt durch 15 Länder. Ihr Ziel ist es, mit den Bürger*innen Europas grenzübergreifend über Demokratie und Menschenrechte zu diskutieren und sie für die Europawahlen zu mobilisieren.

Wir sprechen mit Irene Dominioni, die heute, am 6. Mai, zusammen mit ihrem Team auf die Mitte-Ost-Route startet. Gemeinsam mit drei weiteren Aktivist*innen wird sie dabei durch Deutschland, Österreich und Ungarn reisen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft treffen. Sie ist freie Journalistin und arbeitet sowohl für italienische, als auch internationale Medien. Irene Dominioni ist aber auch eine überzeugte Europäerin, wie sie im Interview mit uns betont.

Treffpunkt Europa: Irene, du bist auf der Mitte-Ost-Route der „Transeuropa Caravans“. Wohin reist dein Team?

Irene Dominioni: Als Teil der Mitte-Ost-Route werden wir nach Deutschland, Österreich und Ungarn reisen. Wir machen unter anderem in Berlin, Dresden, München, Salzburg, Lustenau, Wien und Budapest Halt. Wir sind schon sehr gespannt auf die Reise und wir freuen uns darauf, Aktivist*innen zu treffen und mit ihnen Aktionen zu organisieren. Wir haben verschiedene Ziele: Wir wollen verschiedene Aktivist*innen-Gruppen vernetzen, wir wollen zeigen, dass ein anderes Europa möglich ist und dass wir uns bereits im Prozess dafür befinden, wir wollen Wissen und Interesse für die Europa-Wahl unter den Bürger*innen stärken, und wir wollen Best Practices von Initiativen in Europa, die Grundrechte über Grenzen hinweg verteidigen, sammeln.

Das Motto eurer Reise ist „bürgerliche Räume unter Druck“. Warum habt ihr dieses Motto gewählt?

Deutschland, Österreich und Ungarn sind drei Beispiele von europäischen Ländern, wo die extreme Rechte den öffentlichen Diskurs eingenommen hat und wo demokratische und europäische Werte gefährdet sind. Das bedeutet, dass auch bürgerliche Räume - also Räume, wo Bürger*innen sich frei treffen, organisieren und ausdrücken können - unter Druck stehen.

Das bemerkenswerteste Beispiel dieser Tendenzen ist die Schmierkampagne, die der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán gegen NGOs und andere Gruppen in Ungarn mithilfe der sogenannten „anti-Soros Gesetze“ geführt hat. Es gibt aber auch viele weitere Beispiele in Deutschland oder Österreich. Wir wollen Organisationen treffen, um ihre Geschichten über den Kampf gegen diese illiberalen Tendenzen zu sammeln und mit ihnen über die Rolle der Zivilgesellschaft zum Schutz bürgerlicher Räume zu sprechen. Außerdem wollen wir mit ihnen über die Bedeutung von Kooperationen über Grenzen hinweg sprechen, um die gemeinsamen Werte, auf denen die Europäische Union gegründet wurde, zu bewahren: Solidarität, Gleichberechtigung, Respekt für Menschenrechte und Meinungsfreiheit.

Hast du ein Beispiel einer Aktivist*innengruppe, die ihr auf eurer Reise treffen werdet?

Eines der coolsten Beispiele ist sicher „Omas Gegen Rechts“, eine Gruppe älterer Frauen in Österreich, die regelmäßig Proteste gegen die nationalkonservative Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz organisieren. Aber es gibt viele weitere Beispiele von Organisationen, die aktiv für die Verteidigung progressiver Werte eintreten: Wir werden zum Beispiel einen Theatermanager in einer der rechtskonservativsten Städte Deutschlands treffen, eine internationale NGO gegen Korruption in Budapest namens Transparency International, und den Bürgermeister einer kleinen Stadt in Österreich, der die Regierung unter Kurz scharf kritisiert.

Was kann ich tun, wenn ich euch auf eurer Reise treffen möchte? Organisiert ihr öffentliche Veranstaltungen?

Wir planen eine Reihe von Straßenaktionen und Debatten: Jede*r kann während unserer Reise zu uns stoßen und sich an uns wenden! Um auf dem Laufenden über alles zu sein, was auf der Mitte-Ost-Route passiert, sollte man außerdem unserer Seite auf der Transeuropa Caravans-Webseite folgen, genauso wie unseren Social-Media-Auftritten auf Facebook und Instagram. Dort werden wir Updates zu unseren Stationen veröffentlichen und die Geschichten teilen, die wir in der Form von geschriebenen Interviews, Fotoreportagen und Blog Posts sammeln. Wer möchte, kann sie gerne auch auf seinen*ihren eigenen Social-Media-Accounts teilen!

Warum beteiligst du dich an „Transeuropa Caravans“? Welche Botschaft willst du den Menschen, die du auf eurer Reise treffen wirst, mitgeben?

Als ich den Aufruf zur Bewerbung sah, wusste ich sofort, dass ich mich bewerben will. Ich fühle mich als europäische Bürgerin und ich habe ein sehr starkes Bedürfnis, europäische Werte zu verteidigen und zu fördern. Ich glaube, ich kann für mein ganzes Team sprechen, wenn ich sage, dass junge Leute unbedingt Verantwortung übernehmen müssen als ein Inbegriff dessen, was es bedeutet, Europäer*in zu sein.

Denn letzten Endes, egal woher wir kommen, wollen wir alle dasselbe: Ein immer mehr vereintes und vernetztes Europa, in dem Regierungen und Bürger*innen kooperativ, inklusiv und offen sind, um den globalen Herausforderungen von heute zu begegnen - nämlich Klimawandel und Nachhaltigkeit, Migration und soziale Gerechtigkeit für alle. Das ist die Botschaft, die wir auf unserer Reise verbreiten wollen, und deshalb werden wir so aktiv wie möglich dafür eintreten, dass die Leute bei der EU-Wahl wählen gehen. Wenn nicht jede*r Einzelne von uns Haltung annimmt, um Europa zu verteidigen - was damit beginnt, bei den Wahlen seine Stimme abzugeben - könnte unsere Union in fünf Jahren ganz anders aussehen als heute - wahrscheinlich schlechter. Also handelt jetzt, geht wählen! Und vor der Wahl, folgt Transeuropa Caravans und erzählt anderen von uns!

Vielen Dank für das Interview und eine gute Reise!

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